Titelbild: Hufrehe beim Pferd

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Nachgefragt bei der Pferdeklinik Bargteheide: Hufrehe beim Pferd

 

Hufrehe bezeichnet eine sterile Entzündung der Huflederhaut, die die Hornkapsel des Hufes mit dem Hufbein verbindet und gehört zu den schmerzhaftesten Krankheiten beim Pferd. PFERD+SPORT hat sich mit der Pferdeklinik Bargteheide über Auslöser, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten unterhalten.
 

PFERD+SPORT: Was genau passiert bei Hufrehe?

Pferdeklinik Bargteheide: Das Hufbein, also der letzte Fingerknochen des Pferdes, ist über zahlreiche kleine Lamellen der Huflederhaut in der Hornkapsel aufgehangen, wodurch das Körpergewicht des Pferdes nicht direkt auf der Sohlenfläche des Hufes lastet, sondern über diese Aufhängung auf die Hornkapsel der Hufwand umverteilt wird. Dieser sogenannte Hufbeinträger trägt die Hauptlast in der Fußungsphase. Bei der Hufrehe erkrankt dieser Aufhängungsapparat des Hufbeins in der Hornkapsel. Betroffen sind hierbei meistens beide Vorderhufe, jedoch können in schweren Fällen auch alle vier Hufe betroffen sein. Vor allem die vorderen Anteile der Hufwand erkranken, wobei sich die Erkrankung im weiteren Verlauf dann auch auf die seitlichen Anteile und die Sohle auswirken kann.
 

PFERD+SPORT: Welche Arten der Hufrehe gibt es und wodurch werden sie ausgelöst?

Pferdeklinik Bargteheide: Es werden, je nach Ursache, verschiedene Formen der Hufrehe unterschieden. Auslöser können körpereigene oder körperfremde Giftstoffe, Überlastung, eine übermäßige Aufnahme von Kohlenhydraten oder auch Stoffwechselerkrankungen, wie Cushing oder EMS sein.
 
Die sogenannte endotoxische Hufrehe wird ausgelöst durch körpereigene Giftstoffe. Diese können in Folge von Infektionskrankheiten oder auch in Folge einer Nachgeburtsverhaltung (Geburtsrehe) entstehen. Wenn etwa große Mengen an Bakterien absterben, werden dadurch Endotoxine frei, die die Rehe auslösen können. Zu den körperfremden Giftstoffen, die Rehe auslösen können, zählt etwa das Gift der Eibe. Auch eine übermäßige Aufnahme von Kohlenhydraten, etwa aus Getreide, und Gräsern mit einem hohen Anteil von Fruktose oder Fruktanen, ebenfalls Kohlenhydraten, kann zur sogenannten Fütterungs- oder Grasrehe führen.

Auch eine Überlastung des Hufes kann in einer Hufrehe resultieren. Dies kann etwa in Folge besonders langer Märsche passieren oder wenn das gegenüberliegende Bein schwer erkrankt, etwa gebrochen, ist und der andere Huf dadurch permanent doppelt belastet wird (Überlastungsrehe). Eine hohe Eiweißaufnahme wird hingegen nicht mehr als Auslöser für Hufrehe betrachtet.


PFERD+SPORT: Welche Symptome zeigt ein Pferd, wenn es an Hufrehe erkrankt ist?

Pferdeklinik Bargteheide: Je nach Form geht der klinisch feststellbaren Hufrehe ein symptomloses Anfangsstadium voraus. Dies reicht von etwa einem Tag bei der Vergiftungsrehe bis zu acht Tagen bei der Überlastungsrehe. Die Symptome bei einer Erkrankung sind dann aber unabhängig von der Ursache sehr ähnlich. Durch die Entzündung der Huflederhaut wird jegliche Bewegung des Hufbeines innerhalb der Hornkapsel, wie sie bei jedem Schritt ausgelöst wird, für das Pferd sehr schmerzhaft, weshalb sie sich nur sehr ungern bewegen. Wenn beide Vordergliedmaßen betroffen sind, werden diese zur Entlastung häufig weit nach vorne gestellt. Pferde, die von Hufrehe betroffen sind, fußen vermehrt auf den Trachten (Trachtenfußung) und zeigen häufig eine Schrittverkürzung als eine deutliche, auf eine Gliedmaße festzulegende Lahmheit, da in der Regel beide Hufe gleichermaßen schmerzhaft sind. Bei Wendungen werden Hufbein und Hornkapsel noch vermehrt gegeneinander bewegt, weshalb die Patienten häufig einen deutlichen Wendeschmerz zeigen. Falls alle Hufe betroffen sind, liegen sie sehr viel. Typische Symptome sind eine deutliche Pulsation der Arterien am Fesselkopf und die Pferde reagieren empfindlich auf die Hufzange im Bereich der Strahlspitze. Bei chronisch an Hufrehe erkrankten Pferden können sich die sogenannten Reheringe auf der Hornkapsel bilden und die vordere Hufwand wird konkav (schnarbelartig) verformt.

In sehr gravierenden Fällen kann es durch die Entzündung und damit einhergehende Schwächung des Aufhängungsapparates des Hufbeines, kombiniert mit dem Zug der tiefen Beugesehne am Hufbein zu einer sogenannten Hufbeinrotation kommen. In Folge dessen wird das Körpergewicht des Pferdes nun direkt auf die Sohle übertragen, anstatt wie sonst über den Aufhängeapparat und die Hornkapsel abgepuffert zu werden. In schweren Fällen kann es auch zum Durchbruch des Hufbeines durch die Hufsohle kommen. Dies ist für das Pferd sehr schmerzhaft und mit einer sehr ungünstigen Prognose hinsichtlich reiterlicher Nutzung und Lebensqualität verbunden. Eine Aussage über den Schweregrad der Hufrehe kann anhand des klinischen Bildes und mit Hilfe von Röntgenuntersuchungen des Hufes erfolgen, wobei der Grad der Rotation des Hufbeines in der Hornkapsel von entscheidender Bedeutung ist. Bei chronischer Hufrehe kann sich auch die Form der Hufkapsel verändern und es bildet sich eine schnabelförmige Aufbiegung der Hufbeinspitze.

Bild: Foto No. 1

PFERD+SPORT: Wie wird ein Pferd mit Hufrehe behandelt?

Pferdeklinik Bargteheide: Als erster Schritt in der Behandlung sollten die auslösenden Ursachen beseitigt werden, etwa bei Fütterungsrehe das Kraftfutter gestrichen oder bei einer Geburtsrehe die Nachgeburt entfernt werden. Außerdem sollte das Pferd strikt ruhig und auf weichem Boden gestellt werden, um den Hufapparat so wenig wie irgend möglich zu belasten.

Des  Weiteren können Maßnahmen wie ein Aderlass oder ein Kühlen der Hufe in den ersten 72 Stunden nach Beginn der Erkrankung sinnvoll sein. Medikamentell kann der Tierarzt das Pferd mit Acetylpromacin, einem gefäßerweiternden Mittel, sowie Schmerzmitteln und blutverdünnenden Medikamenten, etwa Heparin oder Aspirin unterstützen. Noch wichtiger als die Arzneimitteltherapie ist eine dem Krankheitsverlauf angepasste orthopädische Behandlung. Dabei gilt stets das Prinzip die erkrankten Hufteile, also vor allem die Hufspitze zu entlasten und nicht betroffene Hufteile, wie etwa Trachten und Strahl, zu belasten, sowie durch eine Trachtenerhöhung den Zug der tiefen Beugesehne auf das Hufbein zu minimieren. Dies kann entweder durch einen angepassten Beschlag mit einem Keil, durch einen Reheschuh oder einen speziell angefertigten Gips geschehen.
 

PFERD+SPORT: Wie kann Hufrehe vorgebeugt werden und worauf ist bei der Fütterung zu achten?

Pferdeklinik Bargteheide: Welche präventiven Maßnahmen zur Verhinderung einer Hufrehe sinnvoll sind, hängt von der Art und Ursache der Rehe ab. Um einer Fütterungsrehe vorzubeugen empfiehlt es sich sicherlich, grade sehr leichtfuttrige Pferde relativ restriktiv zu füttern. Dies trifft vor allem auf die Fütterung mit leicht verdaulichen Kohlenhydraten, wie sie etwa in Getreide vorkommen, zu. Zur Verhinderung einer Grasrehe sollte die übermäßige Aufnahme jungen, schnellwachsenden Grases nach kühlen Nächten vermieden werden, da dies dann die meisten Fruktane, welche Hufrehe auslösen können, enthält. Bei Zuchtstuten sollte unbedingt kontrolliert werden, ob innerhalb einer Stunde nach der Geburt die Nachgeburt komplett abgegangen ist, da bei längerem Nachgeburtsverhalten die Rehegefahr deutlich erhöht ist. Weitere Maßnahmen zur Reheprophylaxe umfassen etwa das Kühlen und Entlasten des nicht betroffenen Beines bei Pferden mit gravierenden orthopädischen Erkrankungen, etwa Frakturen, welche erwartungsgemäß des gesunde Bein deutlich mehr belasten. Falls nicht unbedingt medizinisch nötig, sollte bei deutlich übergewichtigen Pferden auf eine Cortisonbehandlung verzichtet werden.  
 

Über die Pferdeklinik Bargteheide
Die Pferdeklinik Bargteheide bietet mit über 50 Mitarbeitern Pferdemedizin auf höchstem Niveau und die bestmögliche medizinische Versorgung von Pferden. Auf dem weitläufigen Areal der Klinik gibt es neben 72 Boxen großzügige Räumlichkeiten und vielfältige Diagnosemöglichkeiten auf dem neuesten Stand der Medizintechnik. Weitere Informationen zur Pferdeklinik Bargteheide gibt es unter www.pferdeklinik-bargteheide.de

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