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Borreliose beim Pferd

Nachgefragt bei der Pferdeklinik Bargteheide: Borreliose beim Pferd

 

PFERD+SPORT: Häufig haben sowohl Besitzer als auch die Pferde selbst eine Odyssee an Tests, Behandlungen und Therapien hinter sich, bis sich die Diagnose Borreliose beim Pferd bestätigt. Womit hängt das zusammen? Sind die Symptome bei Borreliose, die durch Zecken übertragen wird, so unterschiedlich?

Pferdeklinik Bargteheide: Es gibt tatsächlich eine Reihe unspezifischer Symptome, die auf Borreliose hinweisen können. So treten zum Beispiel Lahmheiten, neurologische Probleme, Fieber oder allgemeine Abgeschlagenheit und Fressunlust auf. Jedoch ist zum einen das Auftreten dieser Symptome aufgrund einer Infektion mit Borrelien selten. Zum anderen kommen bei allen genannten Symptomen als erstes eine Reihe anderer Infektionen beziehungsweise Krankheiten in Frage, die es auszuschließen gilt. Außerdem ist der Nachweis dieser Bakterien schwierig und nicht immer eindeutig.
 

PFERD+SPORT: Welches sind Anzeichen, die auf Borreliose hinweisen können?

Pferdeklinik Bargteheide: Bei der Borreliose spricht man von einer persistierenden Infektion, was bedeutet, dass diese Krankheit in Schüben immer wieder auftreten kann. Dabei äußern sich Anzeichen wie Gelenksentzündungen, Entzündungen im Liquor (also der Gehirnflüssigkeit) und damit verbundene neurologische Erkrankungen oder auch Augenerkrankungen oder Überempfindlichkeit der Haut. Alle diese Symptome treten aber in der Regel erst Tage bis Wochen oder manchmal auch erst Monate nach einer Infektion auf. Diese Krankheit ist als Zoonose anzusehen, sie ist also von der Zecke auch auf den Menschen übertragbar. Jedoch findet man bei Menschen frühe Anzeichen wie eine typische Rötung der Haut. Das ist beim Pferd, bedingt durch eine stark pigmentierte Haut und das Haarkleid, in den meisten Fällen nicht zu erkennen.


PFERD+SPORT: Wie kann Borreliose nachgewiesen werden und was machen die Borrelien im Pferdekörper?

Pferdeklinik Bargteheide: Borrelia burgdorferi sensu lato sind eine Gruppe von Bakterien und gehören zu den sogenannten Spirochäten. Der Name kommt daher, dass sie spiralförmig gewunden sind und über eine drehende Eigenbewegung verfügen. Nachdem sie in die Haut gelangen, verteilen sie sich über lokale Lymphgefäße in tieferliegende Gewebe und befallen nach einigen Wochen bis Monaten auch innere Organe. Ihre sehr große Beweglichkeit ermöglicht es ihnen, Gewebe zu durchdringen und sich auch in schlecht durchbluteten Geweben, wie zum Beispiel elastischen Fasern von Sehnen und Knorpeln, aufzuhalten. Hier können Sie sich reaktionslos aufhalten und in Intervallen erneut reaktiviert werden und entsprechende Symptome hinsichtlich Nervensystem, Bewegungsapparat oder auch kardiovaskulärem System hervorrufen. Außerdem sind sie in diesem persistenten Zustand weder für Antikörper aus dem befallenen Organismus noch für Antibiotika erreichbar. Es ist grundsätzlich sehr schwer Borrelien nachzuweisen, was noch einmal den angesprochenen langen Weg mit unterschiedlichen Tests und Behandlungen untermauert. Hierzu gibt es verschiedene Ansätze.
 
Der indirekte Nachweis beschreibt die Untersuchung auf Antikörper mit Hilfe eines sogenannten ELISA - Test, was aber erst fünf bis sechs Wochen nach der Infektion sinnvoll ist, da erst dann eine ausreichende Menge an Antikörpern produziert wurde, um auf ein Infektionsgeschehen, bedingt durch eine Borreliose, hinzuweisen. Was diesen Nachweis schwierig macht ist, dass Pferde oft schon Antikörper gegen Borrelien haben, ohne dass sie irgendeine Krankheit auslösen müssen und sich somit ein falsch positives Ergebnis ergibt. Der direkte Nachweis beruht auf dem Anzüchten der Bakterien in kulturellen Nährböden, was aber in dem Fall auch für das Labor sehr schwer auszuführen ist und bis zu zwei Wochen oder länger dauern kann, weil sich die Bakterien unter Umständen nur sehr langsam vermehren. Außerdem besteht die Möglichkeit aus Biopsien der Haut oder vermutlich infizierter anderer Gewebe wie zum Beispiel Synovia (also Gelenkflüssigkeit) oder Liquor eine PCR einzuleiten, die den Erreger direkt nachweisen kann. Dieser Test weist aber auch bereits abgestorbene „Überreste“ der Borrelien nach, wobei also auch nicht eindeutig gesagt werden kann, ob ein positiver Nachweis tatsächlich auch für ein akutes Krankheitsgeschehen ursächlich ist.

Bild: Fotos No. 1

Die Bakterien werden hierzulande in der Regel durch den „Gemeinen Holzbock“ übertragen. (Foto: Stefan Lafrentz)

Bild: Fotos No. 2

Vor allem im Frühjahr und Sommer und in endemischen Gebieten bieten sich vorbeugende Maßnahmen an. (Foto: Stefan Lafrentz)

PFERD+SPORT: Wie gestaltet sich die Behandlung und wie sind die Heilungschancen?

Pferdeklinik Bargteheide: Grundsätzlich muss man sagen, dass die Behandlung mit Antibiotika so früh wie möglich gestartet werden sollte, damit die Chancen auf Heilung gut sind. Wie aber oben angeführt, gestaltet sich ein frühzeitiger Nachweis sehr schwierig, weil entsprechende Tests kompliziert und nicht unbedingt eindeutig sind. Außerdem wird die Erkrankung, die aus einer Borreliose entsteht, erst spät ernst genommen, weil frühe Symptome oft mild sind und keiner Behandlung bedürfen. Es ist aber auch nach Wochen oder Monaten eine Behandlung mit Antibiotika angeraten, dann allerdings vor allem mit Tetracyklinen über einen langen Zeitraum von 21 Tagen. Die Borrelien sind nur dann für das Medikament zugänglich, wenn sie aktiv werden und sich teilen, was aber immer nur in Intervallen der Fall ist. Die Behandlung mit Tetracyklinen ist aber gut zu durchdenken, da sie nicht unwesentliche Nebenwirkungen, wie zum Beispiel eine Kolitis hervorrufen könnten. Das schließt einen frühen Behandlungsversuch aufgrund eines Verdachtes und ohne abgesicherte Diagnose aus.
 

PFERD+SPORT: Borreliose wird ja bekanntlich durch Zecken übertragen. Wie verhalte ich mich, wenn mein Pferd eine Zecke hat? Soll ich sie sofort entfernen oder warten, bis sie ein wenig größer ist und man sie leichter entfernen kann?

Pferdeklinik Bargteheide: Die Bakterien werden hierzulande in der Regel durch den „Gemeinen Holzbock“ (Ixodes ricinus) übertragen und befinden sich anfangs im Mitteldarm der Zecke. Sobald die Zecken Blut saugen, vermehren sich die Borrelien und wandern innerhalb der Zecke zu dessen Speicheldrüsen, von wo aus sie direkt unter die Haut des Pferdes gelangen. Dieser Prozess dauert 24 Stunden. Das heißt, wenn man die Zecke frühzeitig entdeckt, sollte man sie direkt entfernen, in der Hoffnung, dass noch keine Borrelien den Weg bis ins Pferd geschafft haben.
 

PFERD+SPORT: Bietet sich eine Borreliose-Impfung für das Pferd an? In welchen Intervallen muss das Pferd gegen Borreliose geimpft werden?

Pferdeklinik Bargteheide: Seit März 2017 gibt es eine Impfung gegen Borreliose, die darauf abzielt, schon in der Zecke zu wirken und die Bakterien schon hier unschädlich zu machen. Sinnvoll ist eine Impfung im Frühjahr, bevor die Zeckensaison beginnt. Nach der Grundimmunisierung, die beim ersten Impfen im Abstand von zwei bis drei Wochen stattfindet, sollte man den Impfschutz jährlich erneuern. Wie notwendig eine Impfung auf Grund des sehr seltenen Auftretens der Borreliose ist, muss dabei jeder für sich selbst entscheiden. Es gibt beim Tierarzt aber auch Mittel zum Auftragen (Repellents), um einen Befall mit Zecken zu verhindern. Vor allem im Frühjahr und Sommer und in endemischen Gebieten, wo also viele Zecken auftreten, bieten sich vorbeugende Maßnahmen an.


Über die Pferdeklinik Bargteheide
Die Pferdeklinik Bargteheide bietet mit über 50 Mitarbeitern Pferdemedizin auf höchstem Niveau und die bestmögliche medizinische Versorgung von Pferden. Auf dem weitläufigen Areal der Klinik gibt es neben 72 Boxen großzügige Räumlichkeiten und vielfältige Diagnosemöglichkeiten auf dem neuesten Stand der Medizintechnik. Weitere Informationen zur Pferdeklinik Bargteheide gibt es unter www.pferdeklinik-bargteheide.de

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