Zuchtserie von PFERD+SPORT: der richtige Zeitpunkt

Für die Gewinnung des Frischspermas muss der Hengst in der Saison auf einer Besamungsstation untergebracht sein. (Foto: Stefan Lafrentz)

Um erfolgreich Pferde zu züchten, müssen einige grundsätzliche Voraussetzungen erfüllt sein. Hierzu gehören die Allgemeingesundheit von Stute und Hengst, die augenscheinliche Erbgesundheit sowie die Geschlechtsgesundheit beider Tiere.


PFERD+SPORT hat sich mit der Pferdeklinik Bargteheide über den Besamungszeitpunkt, Besamungsarten, die Trächtigkeitsuntersuchung und mögliche Probleme unterhalten, die eine Aufnahme verhindern können.

PFERD+SPORT: Der gynäkologische „Rund-um-Check“ der Stute bezüglich ihrer Zuchttauglichkeit ist absolviert und der passende Hengst gefunden. Nun ist eine Belegung geplant. Woher weiß ich, wann meine Stute aufnahmebereit ist und ich sie besamen lassen kann?

Pferdeklinik Bargteheide: Der Zeitraum zwischen Besamung und Ovulation spielt eine entscheidende Rolle für die Trächtigkeitsrate, weshalb es wichtig ist, den optimalen Besamungszeitpunkt zu bestimmen. Dieser sollte sich in zeitlicher Nähe zum Follikelsprung befinden. Hierzu werden durch den Tierarzt sogenannte Follikelkontrollen mithilfe einer Ultraschall- Untersuchung durchgeführt. Außerdem sind sowohl der Zeitpunkt der Rosse als auch der Ovulation durch Hormonpräparate steuerbar und somit vorhersagbarer.
 

PFER+SPORT: Welche Besamungsmöglichkeiten gibt es? Was sind die Unterschiede und Vor- und Nachteile der künstlichen und natürlichen Besamung?

Pferdeklinik Bargteheide: Man unterscheidet verschiedene Arten der Besamung. Grundsätzlich wird die künstliche und die natürliche Besamung unterschieden, wobei die natürliche Besamung den Natursprung umfasst. Dieser kann als freie Bedeckung auf der Weide oder als Sprung an der Hand stattfinden, wobei hierbei die Trächtigkeitsrate etwas geringer als bei Erstgenannter ausfällt.
Der Natursprung gilt als die effektivste Deckart, da hier eine größere Menge Sperma in die Stute gelangt. Er ist jedoch mit einem deutlich höheren Verletzungs- und Infektionsrisiko verbunden. Bei der künstlichen Besamung unterscheidet man die Insemination mit Frisch- oder Tiefgefriersperma. Für die Gewinnung des Frischspermas muss der Hengst in der Saison auf einer Besamungsstation untergebracht sein, wohingegen dies bei Tiefgefriersperma nicht erforderlich ist und somit eine sportliche Nutzung des Tieres weiterhin möglich bleibt, weil die Samenaufbereitung im Winter erfolgen kann. Die Besamung der Stute mit Tiefgefriersperma macht jedoch einen Aufenthalt des weiblichen Tieres in einer Klinik oder Besamungsstation notwendig, um den optimalen Zeitpunkt der Besamung zu ermitteln.
Für ein positives Befruchtungsergebnis spielt die Qualität des Spermas eine maßgebliche Rolle. So sollte zum Beispiel die zeitliche Verzögerung zwischen Samengewinnung und Übertragung so gering wie möglich gehalten werden, weil die Samenqualität trotz Konservierung und Kühlung in ein bis zwei Tagen deutlich abnimmt.
 

PFERD+SPORT: Wie geht die Besamung vonstatten?

Pferdeklinik Bargteheide: Die Bedeckung der Stute im Natursprung findet entweder auf der Weide statt oder der Hengst wird an der Hand an die Stute herangeführt. Vorab sollte die Paarungswilligkeit der Stute hinter einer sogenannten Probierwand getestet werden, um den Hengst vor etwaigen Tritten der Stute zu schützen.
Zeigt die Stute entsprechende Anzeichen der Paarungsbereitschaft (Stehen, Blitzen, Schleimen), kann der Deckakt entsprechend vorbereitet werden (Ausbinden der Stute, Bandagieren der Schweifrübe, Anlegen der Nasenbremse etc.). Im Anschluss wird der Hengst an die Stute herangeführt.

Die künstliche Besamung der Stute mit Frisch- oder Tiefgefriersperma erfolgt mit Hilfe eines Besamungskatheters, der manuell durch den Tierarzt in den Uterus der Stute eingeführt wird. Im Anschluss erfolgt das Injizieren des Samens in das Uteruslumen. Prinzipiell ist die Besamung auch unter Sichtkontrolle mit Hilfe eines Spekulums möglich.
 

PFERD+SPORT: Wann und wie kann festgestellt werden, ob die Stute aufgenommen hat?
Pferdeklinik Bargteheide: Die Trächtigkeitsuntersuchung erfolgt in der Regel mittels einer rektalen Ultraschalluntersuchung am 14ten bis 18ten Tag nach der Besamung. Dabei wird die gesamte Gebärmutter mit dem Ultraschallgerät gescannt und im positiven Fall eine Fruchtanlage gefunden. Werden Hinweise auf eine Zwillingsträchtigkeit gefunden, ist ein Eingreifen des Tierarztes unbedingt notwendig, weil Zwillingsträchtigkeiten für Mutterstute und Fohlen erhebliche Risiken bergen.

Ab dem Zeitpunkt der erfolgreichen Belegung kann der Besitzer dann auch ein Ausbleiben der nächsten Rosse feststellen.

Bei sehr kleinen Pferderassen und Ponys ist eine Ultraschalluntersuchung über das Rektum durch die anatomischen Gegebenheiten nicht möglich. Hier bleibt lediglich die Möglichkeit einer transabdominalen Ultraschalluntersuchung über die Bauchdecke ab dem 90ten Tag der Trächtigkeit. Auch gibt es die Möglichkeit einer Blut- oder Harnuntersuchung, wobei jedoch keine Aussage über die Größe und Vitalität des Fetus getroffen werden kann.
 

PFERD+SPORT: Woran kann es liegen, dass meine Stute nicht aufgenommen hat? Wann gibt es eine neue Chance und bis zu welchen Monat im Jahr ist eine Besamung möglich?

Pferdeklinik Bargteheide: Hat die Stute nicht aufgenommen, kann es sehr viele Ursachen haben. Häufig liegt der Schlüssel für eine erfolgreiche Bedeckung im optimalen Zuchtmanagement. Fütterung, Haltung, Gesundheit der Stute und der Besamungszeitpunkt spielen eine große Rolle für die Fruchtbarkeit.

Wichtig ist auch, eine eventuelle Infektion auszuschließen. Eine Tupferprobe* kann bei Verdacht oder wiederholter Nichtaufnahme zu Beginn der nächsten Rosse entnommen, untersucht und bei einer Erkrankung gegebenenfalls  behandelt werden. Das Ergebnis kommt in der Regel sehr schnell (innerhalb von zwei Tagen) und so kann die Stute meist noch in derselben Rosse wieder besamt werden.
Der beste Deckzeitpunkt ist von April bis Juli, da hier für die Stute optimale Bedingungen in Form von Weidegang mit viel Beta-Carotin, Sonne, Licht und Bewegung herrschen. Auch der Geburtstermin des Fohlens im nächsten Jahr ermöglicht somit ideale Aufzuchtbedingungen. Aber auch im August sind noch Besamungen möglich.
 

* Tupferprobe: Zur Feststellung der Geschlechtsgesundheit gehört unter anderen die Tupferprobenentnahme. Diese dient zum einen der frühzeitigen Erkennung von Fruchtbarkeitsstörungen der Stute und zum anderen dem Schutz des Hengstes vor ansteckenden Deckseuchen, wie der meldepflichtigen kontagiösen Pferdemetritis (CEM).
Die Entnahme der Tupferprobe erfolgt, während der Rosse der Stute, da hier der Muttermund geöffnet ist und die Probenentnahme aus der Gebärmutter somit problemlos möglich ist. Für den Nachweis der kontagiösen Pferdemetritis (CEM) sind zwei weitere Tupfer aus dem Bereich der Klitoris notwendig.

 

Das könnte Sie auch interessieren

COOKIE-Einstellungen

Unsere Website verwendet Cookies, die uns helfen, unsere Website zu verbessern, den bestmöglichen Service zu bieten und ein optimales Kundenerlebnis zu ermöglichen. Hier können Sie Ihre Einstellungen verwalten. Indem Sie auf "Akzeptieren" klicken, erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihre Cookies für diesen Zweck verwendet werden.

Tools, die anonyme Daten über Website-Nutzung und -Funktionalität sammeln. Wir nutzen die Erkenntnisse, um unsere Produkte, Dienstleistungen und das Benutzererlebnis zu verbessern.

Tools, die wesentliche Services und Funktionen ermöglichen. Diese Option kann nicht abgelehnt werden.