Nachgefragt bei der Pferdeklinik Bargteheide: Vergiftungen beim Pferd

Goldregen ist bereits in geringen Mengen hochgiftig für das Pferd. (Foto: pixabay)

Hochgiftig ist der Lebensbaum für Pferde! (Foto: pixabay)

Giftig sind u.a. die Blätter, Beeren und Zweige der Eibe. (Foto: pixabay)

PFERD+SPORT: Welches sind die häufigsten Gründe für eine Vergiftung beim Pferd?

Pferdeklinik Bargteheide: Generell ist die Aufnahme von Giftpflanzen über das Futter wohl die häufigste Ursache von Vergiftungen beim Pferd. Viele Arten von Pflanzen sind für Pferde giftig und viele Giftpflanzen finden sich auf Pferdeweiden, in Hecken oder als Pflanzenschmuck auf Reiterhöfen oder Turnierplätzen und sind somit im Umfeld der Pferde präsent und stellen eine ständige Gefahr dar. Die meisten Pferde lernen im Laufe ihres Lebens Giftpflanzen zu vermeiden, da viele giftige Pflanzen einen unangenehmen, bitteren Geschmack haben und dadurch ungern gefressen werden. Einige Pflanzen, die von den Pferden auf der Weide generell vermieden werden, können jedoch dadurch gefährlich werden, dass sie im getrockneten Zustand ihre Bitterkeit verlieren, ihre Giftigkeit jedoch beibehalten, wie es etwa beim Jakobskreuzkraut der Fall ist. Dies kann dazu führen, dass Pferde größere Mengen dieser Pflanzen etwa mit dem Heu oder der Silage aufnehmen. Andere Giftstoffe, etwa das Gift der Samen des Bergahorns, das zur sogenannten Atypischen Weidemyopathie führt, scheinen keinen unangenehmen Geschmack zu besitzen und werden dadurch von den Pferden ebenfalls aufgenommen.

Neben Pflanzengiften können auch etwa chemische Giftstoffe wie sie etwa in Holzschutzmitteln, Insektiziden oder Herbiziden vorkommen, zu Vergiftungen führen. Ebenfalls können einige Medikamente, die anderen Tierarten verabreicht werden, tödliche Vergiftungen verursachen. Dies ist etwa bei Monensin der Fall, einer antibiotisch wirksamen Substanz, die etwa bei Geflügel oder Rindern eingesetzt wird und die bei Pferden zum Herzstillstand führen kann.


PFERD+SPORT: Welches sind besonders giftige Pflanzen für Pferde?

Pferdeklinik Bargteheide: Eine Vielzahl von Pflanzen ist für Pferde giftig. Dabei gilt, dass die Auswirkungen abhängig sind von der Menge der Pflanze, die das Pferd aufgenommen hat. Bei einigen Pflanzen können bereits geringe Mengen gravierende Konsequenzen haben, während bei anderen erst eine große Menge über einen längeren Zeitraum aufgenommen werden muss.

Hochgiftig für Pferde sind etwa Blätter, Beeren und Zweige der Eibe und der Tollkirsche oder die Blätter des Lebensbaumes, des Buchsbaums oder des Kirschlorbeers. Schon der Verzehr geringer Mengen dieser Pflanzen können für Pferde tödlich enden. So kann bereits die Aufnahme von 100 g Eibennadeln zum Tod durch Herzversagen führen. Auch Blumen wie Herbstzeitlose, Eisenhut, Fingerhut, Oleander oder Goldregen sind bereits in geringen Mengen hochgiftig. Andere Pflanzen sind weniger giftig, jedoch kann auch die Aufnahme von gewissen Mengen über eine längere Zeit zu teilweise hochgradigen Erkrankungen führen. So kann etwa die Aufnahme von Jakobskreuzkraut über einen längeren Zeitraum zu irreversiblen Leberschäden führen, die Aufnahme von Schachtelhalmen zur Taumelkrankheit oder die Aufnahme des Ferkelkrautes zu hahnentrittähnlichen Erscheinungen.
 

PFERD+SPORT: Welche Symptome können vergiftete Pferde zeigen?

Pferdeklinik Bargteheide: Welche Symptome ein Pferd, das unter einer Vergiftung leidet, zeigt, ist stark abhängig von der Art und Ursache der Vergiftung. Jedes Gift greift den Organismus auf andere Art und Weise an, sodass die Anzeichen sehr vielfältig sein können. Ein Symptom kann verändertes Verhalten, etwa Apathie oder starke Aufregung sein. Betroffene Pferde können aber auch vermehrtes Schwitzen, starken Speichelfluss oder Schaum vor dem Maul zeigen. Weitere Symptome können Zittern, Atemnot, Durchfall, Koliken, erweiterte Pupillen und Herzrasen oder verlangsamten Herzschlag sein. In einigen Fällen zeigen vergiftete Pferde auch zentralnervöse Störungen wie Zuckungen, Krämpfe, Gleichgewichtsstörungen, Festliegen oder plötzliches Niedergehen oder Kreuzverschlagsähnliche Symptome, wie hochgradige Muskelsteifheit, Bewegungsunlust und das Absetzen braunen Urins. Einige Vergiftungen äußern sich in akutem, also plötzlich auftretenden, heftigen Symptomen, während andere Giftstoffe eher zu chronischen, also sich langsam entwickelnden Symptomatiken führen, die vom Besitzer lange Zeit unentdeckt bleiben oder sich nur in solch unspezifischen Symptomen wie Leistungsinsuffizienz äußern.  
 

PFERD+SPORT: Wie kann der Besitzer Erste-Hilfe leisten, solange er auf den Tierarzt wartet?

Pferdeklinik Bargteheide: Als erste Maßnahme sollte bei einem begründeten Vergiftungsverdacht immer der Tierarzt kontaktiert werden. Dann sollte verhindert werden, dass das Pferd mehr von dem giftigen Stoff aufnimmt und die Vergiftungsquelle sollte für den Tierarzt sichergestellt werden, damit im Idealfall eine zielgerichtete Behandlung erfolgen kann. Außerdem sollte das Pferd nichts mehr fressen, darf aber so viel Wasser trinken, wie es mag. Um die Verletzungsgefahr für das Pferd, aber auch beteiligte Personen im Falle eines Krampfanfalles oder heftiger Kolik zu minimieren, sollte es in eine dick eingestreute Box oder eine Reithalle geführt werden. Weitere zielgerichtete Behandlungsmaßnahmen sollten dann einem Tierarzt überlassen werden.
 

PFERD+SPORT: Wie behandelt der Tierarzt das vergiftete Pferd?

Pferdeklinik Bargteheide: Da es für die wenigsten Giftpflanzen wirksame Gegengifte gibt und häufig die genaue Ursache der Vergiftung unbekannt ist, erfolgt die Behandlung durch den Tierarzt meist rein symptomatisch. Zu den Maßnahmen, die im Falle einer Vergiftung angeraten sind, zählt das Entleeren des Magens mit Hilfe einer Nasenschlundsonde, um eventuelle noch im Magen befindliche Giftstoffe zu entfernen, bevor sie über den Darm aufgenommen werden. Zudem kann über die Nasensonde Aktivkohle verabreicht werden, die Giftstoffe binden und neutralisieren kann und so ebenfalls die Aufnahme im Magen-Darm- Trakt verhindern soll. Außerdem können die Pferde über die intravenöse Verabreichung von Flüssigkeit unterstützt werden. Dies verdünnt die Konzentration des Giftstoffes im Blut und kann die Ausscheidung über die Nieren fördern. Je nachdem, welche Symptome das Pferd zeigt, kann auch versucht werden diese gezielt medikamentös zu behandeln. Um der Ursache der Vergiftung auf den Grund zu gehen, kann eine Untersuchung des Mageninhaltes, des Futters oder auch eine Blutuntersuchung hilfreich sein.

 

PFERD+SPORT: Wie liegen die Heilungschancen und sind gegebenenfalls Langzeitschäden nach Vergiftungen möglich?

Pferdeklinik Bargteheide: Die Prognose von Vergiftungen beim Pferd ist generell sehr abhängig von Art und Ursache der Vergiftung und der Menge des aufgenommenen Giftstoffes. Während einige Vergiftungen schon durch das Entfernen der auslösenden Ursache zu behandeln sind und keinerlei oder nur wenig medizinische Betreuung benötigen, sind andere Fälle trotz sofortiger intensivmedizinischer Betreuung mit einer ungünstigen Prognose verbunden. So ist es etwa bei Vergiftungen mit einer größeren Menge Eibe oder Lebensbaum nur schwer möglich, das Pferd zu retten und auch die durch Toxine des Bergahorns ausgelöste Atypische Weidemyopathie ist mit einer sehr ungünstigen Prognose verbunden. Andere Vergiftungen sind insgesamt mit einer deutlich milderen Symptomatik verbunden, können aber Folgeschäden nach sich ziehen. So kann die Vergiftung mit Ferkelkraut den toxisch bedingten Hahnentritt auslösen, der für das Pferd zwar nicht lebensbedrohlich ist, die reiterliche Nutzung aber durchaus beeinträchtigen kann.  

 

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