Dr. Thomas Nissen: „Wir haben in diesem Jahr viele Favoriten dabei“

Zuchtleiter Dr. Thomas Nissen (Foto: Bugtrup)

Der Trainer der niederländischen Springreiter, Rob Ehrens, übernimmt die Berichterstattung im Anschluss an die Körung. (Foto: Caremans)

Im Vorfeld zu den Holsteiner Kör- und Auktionstagen vom 31. Oktober bis 2. November in Neumünster haben wir uns mit dem Zuchtleiter des Holsteiner Verbandes, Dr. Thomas Nissen, unterhalten.

Es sind wieder mehr Hengste, 73 an der Zahl, als in den Jahren zuvor im Katalog verzeichnet. Wie ist das zu erklären?
„Mit 73 Hengsten haben wir in diesem Jahr eine größere Anzahl von Körkandidaten für Neumünster auswählen können. Waren die Anmeldungen zur Vorauswahl in den letzten Jahren, auch aufgrund der rückläufigen Fohlengeburten, stark zurückgegangen, so verzeichnen wir in diesem Jahr wieder einen Anstieg der vorgestellten Junghengste. Die 73 qualifizierten Hengste resultieren aus 250 vorgestellten Kandidaten. Außerdem ist der Jahrgang qualitätsvoll und gab problemlos diese Anzahl hoffnungsvoller Nachwuchstalente her.“
 

Im Zeichen der Globalisierung hat sich der Holsteiner Verband in den letzten Jahren „geöffnet“, d. h. es werden auch Stuten und Hengste anderer Zuchtgebiete, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen, eingetragen. Inwieweit macht sich das  im diesjährigen Körkatalog bemerkbar?
„Nach Jahrzehnte währender Reinzucht hat sich der Verband wieder geöffnet. Vor dem Hintergrund der Notwendigkeit einer genetischen Vielfalt und den erforderlichen Leistungsimpulsen hat eine Öffnung stattgefunden. Außerdem gab und gibt es Züchter, die Leistungshengste mit anderer Genetik einsetzen möchten, bei denen unser Körstatuts fehlt. Über unser Zuchtbuch "Holstein Global" finden diese Kombinationen heute Einlass in den Verband. Bereits bei dieser Körung gibt es positive Beispiele für die Einbeziehung solcher Hengste.“


Eigentlich haben sich die Züchter in Holstein der Springpferdezucht verschrieben. Doch es gibt auch eine kleine Klientel, für die der Dressursport im Vordergrund steht. Werden sie in diesem Jahr bei den Junghengsten fündig?
„In Holstein steht ganz klar die Springpferdezucht im Vordergrund. Allerdings versuchen wir auch die dressurambitionierten Züchter bei uns zu behalten. Für sie haben wir ein kleines Dressurpferdezuchtprogramm aufgestellt, das jetzt auch anfängt, Früchte zu tragen. In diesem Jahr erwarten die Besucher drei talentierte Dressuraspiranten, die schon aus den gezielten Anpaarungen mit Dressurvererbern entstanden sind. Fidertanz, Escolar und Sezuan heißen die Väter unserer Dressurkandidaten. Damit sind wir aktuell aufgestellt und erwarten mit Spannung die Vorstellung dieser Hengste.“

Sie haben die Junghengste im Vorfeld bereits zwei Mal – bei der Vorauswahl und bei der Gesundheitsüberprüfung  -  gesehen. Haben sich schon Favoriten heraus kristallisiert?
„Wir haben in diesem Jahr viele Favoriten dabei. Besonders erfreulich ist die genetische Vielfalt (46 Väter), die durch den Einsatz fremder Genetik deutlich wird. Aber auch unsere Zuchtheroen wie z.B. Casall oder sein Sohn Cascadello I stellen wieder einen überzeugenden Jahrgang vor. Der Vererber Dinken (mit 4 Söhnen in NMS) ist ein Diarado-Sohn und verkörpert bereits die erfolgreiche Zufuhr der internationalen Spitzengenetik über seinen Großvater, den weltbesten Springpferdevererber Diamant de Semilly. Zusammen mit den international erfolgreichen Hengsten wie z.B. For Pleasure, Comme il faut, Kannan oder Van Gogh runden sie das Bild ab und lassen neue, interessante Blutkombinationen für den Zuchteinsatz erkennen.“


Die Berichterstattung ist ein wichtiger Bestandteil der Holsteiner Körung und wird von den Züchtern sehr geschätzt. Wer wird in diesem Jahr diese Funktion übernehmen?
„Wir sind ganz glücklich, dass wir wieder einen ganz profunden Kenner der internationalen Springsportszene für die Kommentierung der Hengste gewinnen konnten: Rob Ehrens.
Der 62jährige Niederländer fungiert seit 2002 als Bondscoach, als Trainer der Springreiter, seines Heimatlandes. Zwei Mal konnten die Parcoursspezialisten unseres Nachbarlandes unter seiner Ägide den Weltmeistertitel gewinnen: 2006 in Aachen und 2014 in Caen. Dort wurde auch Jeroen Dubbeldam als Einzel-Weltmeister gekürt. Vor seiner Tätigkeit für den niederländischen Verband war Rob Ehrens ein erfolgreicher Springreiter. 1980 und 1988 gewann er den Großen Preis beim Traditionsturnier in Hickstead (Großbritannien), 1988 nahm er an den Olympischen Spielen in Seoul teil (16. In der Einzelwertung, 8. mit dem Team). 2007 wurde Rob Ehrens anlässlich des Turniers in Amsterdam als „Pferdesportmann des Jahres“ ausgezeichnet. Rob Ehrens ist ein großer Freund des Holsteiner Pferdes – sie haben oft maßgeblich zu seinen Siegen als Trainer der niederländischen Springreiter beigetragen-  auch sein Sohn Robbert, ebenfalls internationaler Springreiter, schätzt die Parcoursqualitäten der Pferde aus dem Land zwischen den Meeren.“

 

Das könnte Sie auch interessieren

COOKIE-Einstellungen

Unsere Website verwendet Cookies, die uns helfen, unsere Website zu verbessern, den bestmöglichen Service zu bieten und ein optimales Kundenerlebnis zu ermöglichen. Hier können Sie Ihre Einstellungen verwalten. Indem Sie auf "Akzeptieren" klicken, erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihre Cookies für diesen Zweck verwendet werden.

Tools, die anonyme Daten über Website-Nutzung und -Funktionalität sammeln. Wir nutzen die Erkenntnisse, um unsere Produkte, Dienstleistungen und das Benutzererlebnis zu verbessern.

Tools, die wesentliche Services und Funktionen ermöglichen. Diese Option kann nicht abgelehnt werden.