Titelbild: Pferde richtig entwurmen

Im Fokus

Pferde richtig entwurmen

Zur gesundheitlichen Vorsorge gehört die regelmäßige Entwurmung des Pferdes. Worauf bei der Entwurmung zu achten ist, welche Folgen ein Befall an Magen-Darm-Parasiten für das Pferd haben kann und wann der richtige Zeitpunkt für die Entwurmung ist, haben wir bei der Pferdeklinik Bargteheide erfragt.


PFERD+SPORT: Warum müssen Pferde entwurmt werden und welche Gefahren birgt eine Verwurmung beim Pferd?
Jedes Pferd mit Weidegang wird im Laufe seines Lebens wiederholt von Magen-Darm-Parasiten befallen. Auch Pferde, die ausschließlich oder weitestgehend im Stall oder auf grasfreien Paddocks gehalten werden, können betroffen sein. Da es (noch immer) keinen Impfstoff gegen Pferdewürmer gibt, verliert die routinemäßige Entwurmung nicht an Relevanz. Die Prävention und Bekämpfung ist daher eine dauerhafte Aufgabe für Pferdebesitzer und Tierärzte, denn die Folgen einer Verwurmung können weitreichend sein. Das typische Bild eines verwurmten Pferdes fällt durch einen dicken, aufgetrommelten Bauch, stumpfes Fell und einen ansonsten rippigen Körperbau auf. Abmagerung, Koliken, Magenprobleme, Thrombenbildung und unter Umständen sogar Lahmheiten können die Folge sein. Bei jungen Pferden sind Magen-Darm-Parasiten häufig auch für eine langsamere bzw. schlechtere Entwicklung verantwortlich.  
 

PFERD+SPORT: Wie oft empfiehlt es sich zu entwurmen und mit welchen Wirkstoffen sollte entwurmt werden?
Voraussetzung für die wirksame und nachhaltige Parasitenbekämpfung ist eine konsequente Anwendung sämtlicher präventiver Maßnahmen. Diese sollten an den Bedarf und den Pferdetyp (Alter, Haltung, Nutzung)  individuell angepasst werden. Junge Pferde haben beispielsweise noch keinen ausgeprägten Immunschutz und sollten daher ein engmaschigeres Monitoring erhalten. Auch der Standort und das Klima sollten bei der Wahl der Bekämpfungsmaßnahmen berücksichtigt werden. So spielen Stall- und Weidehygiene eine ebenso wichtige Rolle, wie der Einsatz der richtigen Wurmkur.

Seit Resistenzen bei Parasiten nachgewiesen wurden, musste das bisherige Entwurmungskonzept in Frage gestellt werden. Es stehen sich nun zwei Strategien gegenüber: das klassische „strategische Entwurmen“ – viermal im Jahr, ohne Nachweis auf Wurmbefall und jeweils mit dem für die Jahreszeit passenden Wirkstoff - und das „selektive Entwurmen“ – hier werden in bestimmten Abständen mehrmals im Jahr Kotproben untersucht und nur nach Diagnose entwurmt. Egal nach welchem Prinzip man sein Pferd behandelt, wichtig ist immer, dass die Dosierung der Wurmkur an das aktuelle Gewicht des Pferdes angepasst wird. Unterdosierung kann, genau wie der zu stark frequentierte Einsatz von Wurmmitteln, zur Ausbildung von Resistenzen führen. Kennt man das aktuelle Gewicht seines Pferdes nicht genau, gibt es eine Möglichkeit dieses mit einer Formel zu schätzen: Gewicht (kg) = [Brustumfang (cm) x Brustumfang (cm) x Körperlänge (cm)] : 11900

Bild:  No. 1

Die Prävention und Bekämpfung von Würmern beim Pferd ist dauerhafte Aufgabe für Pferdebesitzer und Tierärzte (Foto: Stefan Lafrentz)

PFERD+SPORT: In den vergangenen Jahren hat sich die selektive Entwurmung verbreitet, welche Vorteile aber auch Nachteile birgt sie?
Die selektive oder umgangssprachlich auch zeitgemäße Entwurmung folgt dem Prinzip, gezielt „starke Ausscheider“ im Stall zu ermitteln und nur die befallenen Pferde mit dem passenden Medikament zu therapieren. In festgelegten zeitlichen Abständen wird mehrmals im Jahr von jedem Pferd eine Sammelkotprobe ausgewertet. Die Untersuchung umfasst dabei alle fürs Pferd relevanten Parasiten: Kleine und Große Strongyliden, Spulwürmer, Bandwürmer, Zwergfadenwürmer, Pfriemenschwänze und Larven der Dasselfliege. Nach Befund wird dann die entsprechende Wurmkur vom Tierarzt verordnet und der Erfolg 14 Tage später durch eine zweite Kotuntersuchung überprüft und eventuell nachbehandelt.

Bei Strongyliden wird der Erfolg mittels eines Eizahl-Reduktions-Testes (EZRT) ermittelt. Hier gibt es einen Schwellenwert, welcher nicht überschritten werden darf. Bei allen anderen Parasiten setzt man die entsprechende Wurmkur ein, sobald ein positiver Befund vorliegt. Auch wenn nur ein Pferd im Bestand einen positiven Bandwurmbefund vorweist, muss die gesamte Herde behandelt werden.
Vorteil dieser Methode ist sicher, dass nur befallene Pferde behandelt werden und durch den reduzierten Einsatz von Wurmmitteln weniger Resistenzen ausgebildet werden. Kritikpunkte sind vor allem, dass Wurmeier im Kot unregelmäßig verteilt sind und auch hochgradig verwurmte Pferde nur wenige Eier ausscheiden können. Es besteht das Risiko die gesammelten Proben daher falsch zu interpretieren. Ein weiterer Kritikpunkt ist der größere logistische und auch finanzielle Aufwand, der durch die häufigen Kotprobenuntersuchungen entstehen kann. Auch ist die Durchführung sicherlich nicht für alle Haltungsformen gleich gut geeignet.
 

PFERD+SPORT: Welche Zeitpunkte sollten für die Entwurmung gewählt werden?
Die Frage lässt sich so nicht beantworten und hängt immer von dem Konzept ab, nach welchem entwurmt werden soll. Häufig werden die Zeitpunkte auch als Sammeltermine vom Stallbetreiber vorgegeben. Sinnvoll ist es, die Entwurmung mit dem jeweiligen Weideaus- bzw. -eintrieb in Verbindung zu setzen und sich nach den jahreszeitlich aktiven Parasiten zu richten. Individuelle Empfehlungen hierzu bekommen Sie von ihrem Tierarzt.
 

PFERD+SPORT: Darf das Pferd nach der Entwurmung geritten werden oder sollte man es schonen?
Hier gilt eigentlich die gleiche Empfehlung wie beim Impfen: nach Gabe der Wurmkur sollte man dem Pferd den Rest des Tages Ruhe gönnen und auch die nächsten 1-2 Tage nur lockeres Training einplanen. Es gilt außerdem, dass nur gesunde Pferde entwurmt werden sollten.
 

Über die Pferdeklinik Bargteheide
Die Pferdeklinik Bargteheide bietet mit über 50 Mitarbeitern Pferdemedizin auf höchstem Niveau und die bestmögliche medizinische Versorgung von Pferden. Auf dem weitläufigen Areal der Klinik gibt es neben 72 Boxen großzügige Räumlichkeiten und vielfältige Diagnosemöglichkeiten auf dem neuesten Stand der Medizintechnik.
Weitere Informationen zur Pferdeklinik Bargteheide gibt es unter www.pferdeklinik-bargteheide.de

COOKIE-Einstellungen

Unsere Website verwendet Cookies, die uns helfen, unsere Website zu verbessern, den bestmöglichen Service zu bieten und ein optimales Kundenerlebnis zu ermöglichen. Hier können Sie Ihre Einstellungen verwalten. Indem Sie auf "Akzeptieren" klicken, erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihre Cookies für diesen Zweck verwendet werden.

Tools, die anonyme Daten über Website-Nutzung und -Funktionalität sammeln. Wir nutzen die Erkenntnisse, um unsere Produkte, Dienstleistungen und das Benutzererlebnis zu verbessern.

Tools, die wesentliche Services und Funktionen ermöglichen. Diese Option kann nicht abgelehnt werden.