Vortrag im Deutschen Pferdemuseum: Prunkvolle Bissbücher

Referentin Prof. Dr. Stefanie Stockhorst. (Foto: Thomas Roese)

Gebissdarstellung aus Löhneysens „Gründlicher Bericht des Zeumens“ von 1588. (Foto: Bibliothek Deutsches Pferdemuseum)

(Verden) „Was ist ein „Bissbuch“ und wozu brauchte man es?“ Diesen Fragen hat sich Prof. Dr. Stefanie Stockhorst intensiv gewidmet und sich im Rahmen ihrer Forschung auch mit zwei bedeutenden Werken aus dem Bestand der Hippologischen Bibliothek im Deutschen Pferdemuseum beschäftigt. Mit ihrem Vortrag wird sie am Donnerstag, den 20. März 2025, im DPM einen spannenden Einblick in die teils mehr als 400 Jahre alten Schätze geben und erläutern, welchen Zweck sie einst erfüllten.

„Bissbücher“ entstanden im deutschsprachigen Raum zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert. Die großformatigen Bücher enthalten meist nur wenig Text, dafür aber zahlreiche Abbildungen von verschiedensten Reit- und Fahrgebissen. Prunkvoll und detailreich präsentieren die Darstellungen Gebisse mit den unterschiedlichsten Kombinationen aus Rollen, Kugeln, Walzen, Ringen, Ketten oder so genannten „Zungenspielern“. Mit diesen erfindungsreichen Konstruktionen sollte idealerweise die Kautätigkeit des Pferdes angeregt werden.

Die Vermutung liegt nahe, dass es sich bei den „Bissbüchern“ um Musterkataloge handelte, nach denen Pferdebesitzer sich bei ihrem örtlichen Schmied ein Gebiss nach Wunsch anfertigen ließen. Vieles spricht laut Prof. Dr. Stefanie Stockhorst jedoch dagegen, dass die teils atemberaubend komplizierten Apparaturen auch tatsächlich am Pferd benutzt wurden.

In ihrem Vortrag erläutert Stefanie Stockhorst dies nicht zuletzt an zwei „Bissbüchern“ aus dem Bestand des Deutschen Pferdemuseums. Das ältere der beiden Bücher, Georg Engelhard von Löhneysens „Gründlicher Bericht des Zeumens“ von 1588, bietet besonders detailreiche Variationen verschiedenster Gebisse.

Das zweiten Buch, ein anonymes Konvolut aus handschriftlichen Blättern und vereinzelten Drucken, ist vermutlich zu Beginn des 17. Jahrhunderts entstanden. Neben Gebissdarstellungen finden sich darin auch weitere Themen aus dem höfischen Wissenskosmos wie beispielsweise Festungsbau, Astrologie oder die Fechtkunst. Die Handschrift birgt in ihrer Zusammenstellung und mit ihren Benutzungsspuren spannende Anhaltspunkte dafür, wie die „Bissbücher“ wirklich benutzt wurden.

Um die Detailbeobachtungen aus den beiden Büchern in einen größeren Kontext zu stellen, beleuchtet Prof. Dr. Stefanie Stockhorst in ihrem Vortrag, wie sich vom 16. bis zum 18. Jahrhundert die Expertisen von so genannten „Bissmachern“ und Bereitern zusammenfanden, wozu die extrem aufwendigen Gebiss-Bilder tatsächlich dienten und schließlich auch, welche Überlegungen zur pferdegerechten Zäumung es bereits in dieser Zeit gab.

Prof. Dr. Stefanie Stockhorst ist Inhaberin des Lehrstuhls für Neuere deutsche Literaturwissenschaft (Frühe Neuzeit) an der Universität Potsdam. Die passionierte Reiterin und Besitzerin eines Islandpferdes forscht und publiziert seit mehreren Jahren zur Kulturgeschichte von Pferd und Reitkunst.

Die beiden bedeutenden „Bissbücher“ aus dem Bestand des Deutschen Pferdemuseums sind anlässlich des Vortrages ausgestellt. 2024 wurden die beiden Werke aufwendig restauriert, gefördert durch den Landschaftsverband Stade mit Mitteln des Landes Niedersachsen.

Ablauf und Tickets
Der Vortrag beginnt um 19.30 Uhr, Einlass ab 18 Uhr. Karten sind an der Abendkasse für 8 Euro pro Person erhältlich (Museumeintritt inklusive). Mitglieder des Deutschen Pferdemuseums und PMs der Deutschen Reiterlichen Vereinigung zahlen einen ermäßigten Eintrittspreis von 6 Euro pro Person. Ab sofort besteht die Möglichkeit sich für die Vortragsveranstaltung unter Tel.: 04231/807140 einen Sitzplatz zu reservieren.

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