Pferdezuchtverbände laden zur Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Thema Wolf in Elmshorn

Nutztierhalter und Pferdezüchter sind zunehmend besorgt über die Folgen der Ausbreitung des Wolfes und sorgen sich um die Sicherheit ihrer Tiere. (Foto: Bugtrup)

Die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland bewegt die Gesellschaft. Eine Herausforderung ist die Rückkehr des streng geschützten Raubtiers vor allem für Nutztierhalter. Aus diesem Grund laden die drei Pferdezuchtverbände (Verband der Züchter des Holsteiner Pferdes e.V., Pferdestammbuch Schleswig-Holstein e.V. und der Trakehner Verband e.V.) zur Informations- und Diskussionsveranstaltung mit Referenten ein am


Montag, 29. April um 19 Uhr
in die Fritz-Thiedemann-Halle des Holsteiner Verbandes
Westerstraße 93-95
23336 Elmshorn

 

Programm und Referenten
1. Situationsbeschreibung zum Wolf in Deutschland und in Schleswig- Holstein, 
Referent: Gregor Beyer, Forum Natur Brandenburg e.V.

2. Standpunkt zum Wolf vom Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung, Eingeladen: Minister Jan Philipp Albrecht

3. Einschätzungen der Jäger zum Wolf in Schleswig-Holstein
, Referent: Wolfgang Heins, Präsident des Landesjagdverbandes Schleswig-Holstein

4. Auswirkungen durch den Wolf auf die Weidewirtschaft in Schleswig-Holstein, 
Referent: Eingeladen Präsident Werner Schwarz, Bauernverband Schleswig-Holstein

5. Welche Versicherungsfragen und Antworten ergeben sich bei Wolfsrissen, 
Referent: Albert Ziegler, R+V Versicherungen Wiesbaden


6. Podiumsdiskussion mit Politikern der Landtagsfraktionen aus Schleswig-Holstein direkt vor der Europawahl

7. Offene Diskussion mit den Besuchern der Veranstaltung
 
Information und anschließend offene Diskussion stehen im Fokus der Veranstaltung, die für alle Halter von landwirtschaftlichen Nutztieren offen ist. Sowohl Experten und Verbandsvertreter, als auch Politiker der Landtagsfraktionen sind zu dieser Diskussion einen Monat vor der Europawahl eingeladen. Die Moderation und Leitung hat der Sprecher der Landespressekonferenz, Andreas Otto, übernommen.


Hintergrund zur Informations- und Diskussionsveranstaltung am 29. April

Der Wolf wird in Deutschland wieder heimisch. Laut Zahlen des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) vom November 2018 leben in Deutschland 73 Rudel und 30 Wolfspaare. Damit sind die Zahlen im Vergleich zum November 2017 um 13 Rudel, bzw. 9 Wolfspaare gestiegen. Zudem werden auch residente Einzelwölfe erfasst. Das Wolfsmonitoring und -management liegt in der Verantwortung der Bundesländer, unterstützt vom BfN. Das gilt auch für den Umgang mit verhaltensauffälligen Wölfen.
Vorhersagen hinsichtlich Bestandszunahme, Nahrungsauswahl, Menschenscheu, Weidetierschutz und Lernverhalten der Wölfe haben sich in den vergangenen Jahren häufig als unzutreffend erwiesen. Daraus resultieren Probleme und Schäden für Nutztierhalter, die auch Schleswig-Holstein längst erreicht haben und sich in weiter sinkender Akzeptanz für den strengen Schutz des Raubtiers Wolf ausdrücken. Aus diesem Grund bitten der Holsteiner Verband, das Pferdestammbuch als Organisation der Kleinpferde- und Spezialrassenzüchter, sowie der Trakehner Verband zur großen Informations- und Diskussionsveranstaltung mit Politikern und Experten am 29. April in die Fritz-Thiedemann-Halle in Elmshorn.


Unbefriedigende Situation

Dabei steht für die Verbände, Landwirte und Hobbytierhalter keinesfalls eine Anti-Wolfstrategie im Mittelpunkt, sondern die Interessen des Wolfsschutzes und die der Tierhalter auszugleichen, um den sich verschärfenden Kollisionskurs zu beenden.


Die Situation für die Nutztierhalter unter den Richtlinien der EU und auch deren Umsetzung in Deutschland ist weitgehend unbefriedigend. Auch in Schleswig-Holstein sind massive Probleme bereits aufgetreten, jüngstes Beispiel sind Nutztierrisse im Landkreis Pinneberg. Für den Wolf GW 924m, der in Pinneberg Schafe gerissen und dafür stromführende und korrekt aufgestellte Schutzzäune überwunden hat, wurde durch das zuständige Ministerium in Schleswig-Holstein eine Abschussgenehmigung erteilt. Ein Maßnahme, die im Übrigen auch vom NABU ausdrücklich nicht in Frage gestellt wird. Die Umsetzung dieser Maßnahme stellt für die damit Beauftragten indes eine echte Herausforderung dar.

Kollision von Eigentumsrechten und Schutzinteressen

Der NABU und andere Verbände erhalten für ihre Arbeit erhebliche Mittel von der Bundesregierung zur Verfügung gestellt, um sich für die Ausbreitung der Wölfe mit hoher Intensität einzusetzen.
Damit wird allerdings auch massiv in die Eigentumsrechte der Tierhalter und Grundeigentümer eingegriffen. Es müssen Wege gefunden werden, die Probleme zwischen den Parteien sachlich auszudiskutieren. Die immer wiederkehrenden Erläuterungen aus Brüssel sind dabei wenig hilfreich. Auch Minister Jan Philipp Albrecht (MELUND), die Fraktionen und Ausschüsse im schleswig-holsteinischen Landtag müssen sich der Diskussion stellen, damit die Wut der ländlichen Bevölkerung nicht noch größer wird, die Konfrontation mit Wolfsschützern nicht eskaliert.


Der jetzige Zustand ist nicht akzeptabel. Das Eigentum und das Jagdrecht des Eigentümers bzw. Jagdpächters darf nicht angetastet werden. Es ist ganz und gar nicht hinnehmbar, dass z.B. Jäger sich fürchten müssen, wenn sie sich bereit erklären, Aufgaben zum Schutze der Tierhalter wahrzunehmen. Tierhalter andererseits müssen und werden akzeptieren, dass der Wolf auch in der schleswig-holsteinischen, dafür eigentlich nicht geeigneten Kulturlandschaft ohne große Waldgebiete zu Hause ist.


Aber die Wolfsfreunde müssen auch akzeptieren, dass Wölfe, die besonders gefährlich für Mensch und Weidetier sind, von der Jägerschaft zu erlegen sind. Alle müssen erkennen, dass das Leben eines Tieres nicht mehr Wert ist als das eines anderen Tieres!


Drängende Fragen ohne Antwort

Für die Nutztierhalter - hier insbesondere die Schäfer - sind die Kosten und Mühen für Schutzzäune mit der Zunahme der Wölfe eine ganz besondere Herausforderung. Nicht zuletzt aufgrund der Haltungsform von Schafen, die u.a. für den effektiven Deichschutz unverzichtbar sind. Aber auch auf Rinder- und Pferdehalter kommen ungeahnt große Herausforderungen zu. Das beginnt mit aufwändigen Schutzzäunen und endet bei der Frage der Folgen: Mit den Verhaltensänderungen durch verunsicherte oder gar traumatisierte Weidetiere nach einem Wolfsangriff müssen Nutztierhalter allein zurechtkommen. Dabei helfen weder die EU, die schleswig-holsteinische Landespolitik, noch ein Naturschutzbund.


Das Wolfskonzept kollidiert wesentlich auch mit Maßnahmen wie z.B. der extensiven Beweidung, die dem Naturschutz und der Biodiversität dienlich sein soll. Wie soll und kann Politik und Naturschutz diesen Konflikt lösen? Kein Nutztierhalter will und kann sehenden Auges seinen Tierbestand massiven Gefahren aussetzen.


Unbeantwortet blieben bislang Fragen, die sich aus den Folgen der Wolfsansiedlung ergeben:
Was passiert z.B. bei Unfällen durch in Panik geratene Pferde, Rinder, Schafe? Gibt es einen Versicherungsschutz für Tierhalter?

Was würde massiv veränderte Weide- und Nutztierhaltung für den Tourismusstandort Schleswig-Holstein bedeuten?

Und schließlich steht eine der größten Fragen überhaupt bislang völlig unbefriedigend beantwortet im Raum: Wie können ein intelligentes Raubtier und eine wolfs-unerfahrene Gesellschaft konfliktarm nebeneinander existieren?

 
Das Wolfsvorkommen in Deutschland konzentriert sich weiterhin auf das Gebiet von der sächsischen Lausitz in nordwestliche Richtung über Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Thüringen bis nach Niedersachsen. Zum ersten Mal seit der Ausrottung der Art in Deutschland vor mehr als 150 Jahren ist zudem ein Rudel in Bayern bestätigt. Die meisten Tiere leben in Brandenburg, gefolgt von Sachsen und Niedersachsen. Prognosen besagen, das sich der Wolfsbestand ohne Jagddruck jährlich um ein Drittel erhöht. Das EU-Mitglied Frankreich hat bereits einen Maximalbestand festgelegt, bzw. einen Maximalzuwachs. Das Populationswachstum wird dort durch eine Abschussquote begrenzt.

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