Paralympics: Heidemarie Dresing wird Vierte

Dreimal hatten die deutschen Reiter Gelegenheit, sich mit dem Stadion vertraut zu machen. Hier Heidemarie Dresing und Doolopp. (Foto: Dirk Caremans)

(Paris) Die Paralympics haben nun auch für die Reiter begonnen. Erste deutsche Teilnehmerin war die in Grade II startende Heidemarie Dresing (Rheda-Wiedenbrück). Mit ihrem Oldenburger Wallach Dooloop belegte sie wie schon zuvor in Tokio Platz vier. Insgesamt wurden am ersten Tag drei Medaillensätze vergeben. Dank Fiona Howard (Grade II) und Rebecca Hart (Grade III) konnten sich die US-amerikanischen Reiter gleich zwei Goldmedaillen sicherm. Das dritte Gold an diesem Tag ging an den Letten Rihards Snikus (Grade I). Am morgigen Mittwoch starten gleich drei deutsche Paare in den Grades IV bzw. V.

Große Hoffnungen ruhten auf Heidemarie Dresing, denn die an MS erkrankte Architektin war 2023 nicht nur Doppel-Europameisterin 2023, sondern bei fast allen ihren internationalen Starts bisher ungeschlagen. Das Los setzte sie auf den unbeliebten Startplatz eins, so dass sie und ihr zwölfjähriger Oldenburger Doolopp als Erste des Grades II aufs Viereck mussten. Der Rappe präsentierte sich mit viel Ausdruck, aber angesichts der gewaltigen Kulisse auch etwas angespannt. Im Laufe der Prüfung fingen sich die beiden jedoch sehr gut, nur zum Schluss unterlief dem Paar ein teurer Fehler, Doolopp galoppierte an statt anzutraben. "Ich hatte vorher ein paar kleine Fehler und wollte nochmal alles geben", gab sich 69-jährige Reiterin selbst die Schuld.

Bundestrainerin Silke Fütterer-Sommer kommentierte den ersten Ritt ihrer Schützlinge wie folgt: "Es war einfach eine unruhige Kulisse, vor allem so für den ersten Starter. Das hat Dooly schon nicht kalt gelassen. In der Ecke hatte ich den Eindruck, dass er etwas auf die Countdown-Anzeige schaut. Er hat sich aber im Verlauf der Prüfung sehr gut gefangen. Am Ende kam es dann halt leider dieses Missverständnis vor dem Mitteltrab, als er angaloppiert ist. Heide hat das gut gelöst, das hätte sie nicht besser machen. Und so eine Situation wie hier im Stadion, das kann man vorher halt auch nicht trainieren."

Mit einem Ergebnis von 73,103 Prozent blieb Heidemarie Dresing deutlich unter ihren Möglichkeiten. Blieb die Frage, ob und welchen ihrer Mitstreiter es gelingen würde, dieses Ergebnis zu toppen. Am besten gelang dies der an Dystonie erkrankten Fiona Howard aus Boston/USA, die erst seit 2021 im Para-Dressursport aktiv ist. Sie beendete ihre Paralympics-Premiere im Sattel des Hannoveraners Diamond Dunes mit 76,931 Prozent auf Platz eins. Die Tochter einer amerikanischen Mutter und eines britischen Vaters startete in ihrer Jugend in Springen und Vielseitigkeit und nahm für Großbritannien im Westernsattel an den Reining-Europameisterschaften der Junioren und Junge Reiter 2016 in Givrins teil, bevor sie im selben in die USA auswanderte und dort in den Para-Dressursport wechselte.

Auch den beiden letzten Starterinnen gelang es dann noch, sich vor Dresing zu platzieren und diese aus den Medaillenrängen zu schieben. Als letzte Starterin überhaupt knüpfte die Doppelweltmeisterin von Herning 2022, Katrine Kristensen aus Dänemark, nach ihrer Babypause wieder an alte Erfolge an. Mit 73,966 Prozent sicherte sie sich mit Goerklinggaards Quater die Silbermedaille. Auf dem Bronzerang landete mit 73,414 Prozent die Britin Georgia Wilson, bei den EM in Riesenbeck zweimalige Silbermedaillengewinnerin hinter Dresing. Sie startet in Paris mit der von Geraldine Eilberg in Großbritannien gezogenen Oldenburger Fuchsstute Sakura.

„Ja, ich bin schon ein bisschen traurig, ein bisschen enttäuscht", sagte Dresing später im Fernsehinterview. "Aber auf der anderen Seite bin ich auch stolz, dass ich das trotzdem noch so hinbekommen habe. Es war hier sehr laut auf den Tribünen und mein Pferd hat schon auf dem Abreiteplatz das nicht so gern gehabt, war immer abgelenkt, sehr verspannt und nervös. Und dann galt es halt für mich, dass ich ganz, ganz ruhig bin und ihn unterstütze. Also, nicht verrückt zu spielen. Das ist mir ganz gut gelungen und deshalb bin ich eigentlich ganz zufrieden. Ich habe mir auch die Ritte angeguckt von denen, die vor mir sind. Sie haben wirklich sehr gut geritten und sie haben auch ihre Medaillen verdient. Pferde sind halt keine Computer, sondern sie sind auch Menschen und sie lassen sich auch beeindrucken von ihrer Umgebung oder von Geräuschen. Und das war jetzt der Fall - und deshalb kann ich meinem Pferd nicht böse sein."

Grade III: Erstes Gold für US-Reiterin
Die ersten Medaillen an diesem Tag wurden in Grade III vergeben. Die erste Paralympics-Goldmedaille 2024 ging an Rebecca Hart aus Wellington/USA mit Floratina. Hart, die wegen einer degenerativer Erkrankung des Rückenmarks am Para-Dressursport an den Start geht, gehörte sowohl bei den Paralympics in Tokio als auch bei den WM in Herning 2022 (beide Male mit El Corona Texel) zum US-Bronzeteam. In Paris erzielte sie ihrem neuen Pferd, der Hannoveraner Fidertanz-Tochter Floratina als vorletzte Starterin in Grade III 77,9 Prozent. Bis zu ihrem Ritt hatte es lange nach einem Sieg für die Niederländerin Rixt van der Horst und ihren erst neunjährigen Westfalen Royal Fonq ausgesehen. Mit 76,433 Prozent sicherte sich diese die Silbermedaille. Auf Platz drei ordnete sich die britische Vizeweltmeisterin von 2022, Natasha Baker, mit dem Hannoveraner Dawn Chorus ein. Ihr Ergebnis: 73,167 Prozent. Nicht am Start war der dänische Doppelwelt- und -europameister Tobias Thorning Joergensen. Bei der Eröffnungsfeier noch Fahnenträger des dänischen Teams, musste er seine Schimmelstute Jolene Hill wegen Reisefiebers noch vor der Verfassungsprüfung zurückziehen. Die Dänen sind damit nur noch mit drei Paaren in Paris am Start.

Grade I: Titel für Rihards Snikus
Die Prüfung in Grade I war die am stärksten besetzte Wettkampfklasse am ersten Tag der Para-Dressur in Paris. 22 Paare bewarben sich hier um die Medaillen. Mit einer Vorstellung knapp unter der 80-Prozent-Marke – 79,267 Prozent – gelang es dem Letten Rihards Snikus und seinem bewährten King of the Dance ein Triple der USA zu verhindern. Bis zu seinem Ritt hatte es ganz danach ausgesehen, als könnte Roxanne Trunnell aus Palm Beach erfolgreich ihren Titel von Tokio verteidigen. So aber tauschten die beiden die Plätze. Trunnell, die seit einer Viruserkrankung im Rollstuhl sitzt, sicherte sich im Sattel des 1,85 Meter großen, dabei erst siebenjährigen Oldenburgers Fan Tastico H mit 78,0 Prozent die Silbermedaille. Snikus holte Gold. Auch auf dem Bronzerang konnte sich eine der Favoritinnen behaupten: Sara Morganti aus Italien, seit 2009 regelmäßige Teilnehmerin an Para-Championaten, zuletzt im vergangenen Jahr, wo sie Gold bei den Europameisterschaften gewann. Damals wie in diesem Jahr saß sie dabei im Sattel der Lissaro-Tochter Mariebelle. Ihr Ergebnis in Paris: 74,625 Prozent.

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