Während der Corona-Krise finden keine Großveranstaltungen und sportlichen Wettbewerbe statt. Dass dazu auch Turniere im Pferdesport gehören, ist die logische Konsequenz des weltweiten Versuchs, die Pandemie einzuschränken. Die Veranstalter von Online-Turnieren sehen die Krise als Chance, ihre Ideen an den Markt zu bringen. Sind diese Turniere eine echte Alternative zum regulären Turniersport?
Bereits seit einigen Jahren existieren Online-Prüfungen im Internet. Im Jahr 2018 starteten zum Beispiel die Gründerinnen von www.equimind.de ihre Plattform. Die Turniere richten sich jedoch hauptsächlich an eine Nische: Pferdefreunde, die nicht zum Turnier fahren können oder wollen oder keine „klassischen Turnierpferde“ haben und sich dennoch mit anderen vergleichen wollen. Monatlich sollen die Teilnehmer Aufgaben erfüllen, um so im Training mit Spaß an der Sache über sich hinauszuwachsen. Dabei kann der Teilnehmer zwischen zehn Disziplinen auswählen: Sie reichen von Springen, Dressur, Voltigieren und Western bis hin zu Bodenarbeit, Zuchtprüfungen und Sonderklassen für sehbehinderte Pferde und Fotoklassen. Nach der Nennung der Prüfung erhält der Teilnehmer einen Prüfungsbogen per App oder Mail und muss dann ein nicht geschnittenes Video (oder bei Fotoklassen eben ein Foto) einsenden. Im Anschluss bewertet eine Richterkommission die Vorstellung. Auch Protokolle, Schleifen und interne Ranglisten gibt es.
„Turnierähnlicher Wettkampf“
Im Zuge der Corona-Krise haben sich EN GARDE Marketing und die Online-Plattform für digitale Lösungen im Reitsport, EQUI-SCORE, entschlossen, gemeinsam das Projekt EQUI-LEAGUE zu starten. „EQUI-LEAGUE wird, sobald die Restriktionen hinsichtlich der Verbreitung des Virus’ wieder ein wenig gelockert werden, umgehend mit einer Online-Plattform auf den Markt kommen, welche sowohl den Dressurreitern als auch den Springreitern die Möglichkeit bietet, unter turnierähnlichen Wettkampfbedingungen gegeneinander anzutreten. Dabei ist nur ein minimaler Aufwand auf der eigenen Reitanlage nötig, um die Basis für vergleichenden Sport zu schaffen. Erste Tests haben gezeigt, dass die Teilnahme bei den Online-Turnieren dem gewohnten Turnierfeeling sehr nahekommt. Im ersten Schritt beschränkt sich EQUI-LEAGUE noch auf zu bewertende Prüfungen wie Dressur- und Springpferdeprüfungen sowie Dressur- und Stilspringprüfungen. In naher Zukunft werden die Voraussetzungen geschaffen sein, auch zum Beispiel Fehler-Zeit-Springen unter einheitlichen Bedingungen anbieten zu können“, heißt es in einer Pressemitteilung der Initiatoren.
Das sagen PFERD+SPORT-Follower
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung hatten nach einer nicht repräsentativen Instagram-Umfrage nur drei Prozent der PFERD+SPORT-Follower bereits an einem Online-Turnier teilgenommen. 52 Prozent zögen es allerdings in Anbetracht der Tatsache, dass derzeit keine regulären Turniere stattfinden können, in Erwägung, bei einem solchen Online-Turnier zu starten. 74 Prozent der Befragten gaben aber auch an, dass sie lieber wieder nur reguläre Turniere reiten möchten, wenn dies wieder möglich sei. 60 Prozent sahen in Online-Prüfungen auch keinen reellen Weg, um die Vermarktungschancen für (junge) Pferde durch erfolgreiche Teilnahme zu steigern. Des Weiteren seien der Ablauf, die Bewertungsgrundlage und vor allem die Vergleichbarkeit der Ritte für viele Befragte noch zu undurchsichtig oder allgemein fraglich. Ihnen würde das klassische Turnierfeeling fehlen oder sie hätten keine Möglichkeit, sich regelmäßig filmen zu lassen. Andere wiederum sahen Online-Turniere als gute Chance, sich ohne lange Fahrt ein Feedback für die tägliche Arbeit zu holen oder die Motivation in der derzeitigen Lage aufrechtzuerhalten.
Ihre Meinung ist gefragt! Was halten Sie von Online-Turnieren? Haben sie eine reelle Chance, eine Alternative oder Ergänzung zum regulären Turniersport zu werden? Schreiben Sie uns eine E-Mail an voth (at) rathmann-verlag.de. Unter allen Leserbriefen wird monatlich ein Paar Tonics-Stiefeletten Space II verlost.
