Herpes in Schleswig-Holstein

In der nasskalten Jahreszeit ist das Immunsystem besonders gefordert. (Foto: Pixabay)

Die Gerüchte über mehrere Herpes-Fälle im Kreis Rendsburg-Eckernförde häufen sich in sozialen Netzwerken. PFERD+SPORT hat nachgefragt.

Die Tierärztin Simone Beuschel von der Pferdepraxis Seedorf kann derzeit drei nachgewiesene Fälle des Herpes-Virus‘ im Kreis Rendsburg-Eckernförde bestätigen. Dabei handele es sich um zwei Pferde, bei denen EHV 4 festgestellt wurde und ein Fohlen-Abort mit EHV 1. „Es ist wichtig, jetzt nicht in Panik zu geraten. Zur Eingrenzung einer Epidemie empfehle ich aber jedem, den heimischen Stall in den kommenden 14 bis 21 Tagen nicht mit dem Pferd zu verlassen und auch keine stallfremden Pferde aufzunehmen. Auf Auswärtstraining und Turniere sollte man in dieser Zeit vorsichtshalber verzichten“, so Beuschel.
Inke Reimer führt einen Zucht-, Pensions- und Reitbetrieb in Schönhorst. Sie ist die Besitzerin der Stute, die am Montag (14. Januar) ihr Fohlen abortiert hat. In der Nacht von Sonntag auf Montag habe es einen starken Sturm gegeben und die Stute verlor das Fohlen, woraufhin Inke Reimer es untersuchen ließ. Der EHV 1-Virus wurde nachgewiesen. „Auf die Ergebnisse der Stute warte ich noch. Sie musste erst einmal gespült werden, da durch den Abort die Nachgeburt nicht sofort abgegangen ist“, sagte Inke Reimer gegenüber PFERD+SPORT. „Wir haben selbstverständlich alle nötigen Vorsichts- und Hygienemaßnahmen getroffen, die Pferde isoliert und wir ziehen uns mehrmals täglich um, desinfizieren alles. Es kommen keine Tiere mehr vom oder auf den Hof. Zum Glück sind alle anderen Pferde symptomfrei.“
Auch der Stallbetreiberin aus Schönhorst ist es ein Anliegen, dass keine Panik ausbricht, sondern Ruhe bewahrt wird: „In den sozialen Netzwerken wurde viel diskutiert, Gerüchte und leider auch Unwahrheiten verbreitet. Deshalb möchte ich den Leuten ans Herz legen, dass sie bei Unsicherheiten und Fragen ihren Tierarzt anrufen oder Betroffene selbst ansprechen, bevor sie etwas im Internet verbreiten, was womöglich nicht korrekt ist.“

Vorsicht, aber keine Panik
Auch die anderen bestätigten Herpes-Fälle traten in Rendsburg-Eckernförde auf. Kathrin Ülzmann betreibt einen Islandpferdehof in Brüggerholz und veröffentlichte auf Facebook eine Stellungnahme: „(…) Wir haben durch einen Zufallsbefund mehrere bestätigte Fälle von EHV 4 in einer unserer Herden, aber selbstverständlich entsprechende Vorkehrungen getroffen. Die betroffenen Pferde sind sechs Wochen lang in Quarantäne inklusive Sperrzone, Desinfektionswanne und Schutzkleidung. Alle anderen Herden sind für die Inkubationszeit von 14 Tagen in Beobachtung, bleiben solange auf den Paddocks und es findet kein Reitunterricht statt. Das ist jedoch eine reine interne Vorsichtsmaßnahme (…).“
Auch Matthias Karstens, Geschäftsführer des Pferdesportverbandes Schleswig-Holstein (PSH), ruft zur Besonnenheit auf: „Alle Vorsichtsmaßnahmen wurden in den betroffenen Ställen eingeleitet und der Kontakt mit Veterinären ist intensiv.“

Herpes bei Pferden
Das Herpes-Virus befällt bei Ausbruch verschiedene Organstrukturen des Pferdes. Dies können die Atemwege, das Auge, die Genitalien, aber auch die Nervenbahnen eines Pferdes sein. Im Gegensatz zu den Bakterien sind Viren nicht mit Antibiotika zu bekämpfen. Nur das Immunsystem des Pferdes kann das Virus bekämpfen. Immunzellen erkennen die befallenen Organzellen und versuchen sie durch Antikörper zu eliminieren. Dies setzt ein intaktes und leistungsfähiges Immunsystem voraus. Herpesviren gibt es überall. Bis zu 85 Prozent der Pferde in Deutschland haben Antikörper gegen Herpesviren. Das heißt, dass sie schon einmal intensiven Kontakt zu Herpesviren hatten oder haben. Die Anwesenheit von Herpesviren führt nicht zwangsläufig zu einer Erkrankung. Erst wenn das Immunsystem durch Fellwechsel, Parasiten, Stress oder eine andere Infektion geschwächt wird, kann es zu einer massiven Vermehrung der Herpesviren und damit auch zu einer sichtbaren Erkrankung des Pferdes kommen. Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen Infektion und ersten Symptomen, beträgt bis zu 14 Tage. Der Übertragungsweg geht von Pferd zu Pferd per Tröpfcheninfektion, theoretisch ist auch eine Übertragung über die Kleidung des Menschen möglich.

Die Herpes-Typen
Equines Herpesvirus Typ 1 (EHV 1): (fieberhafte) Atemwegserkrankungen, Aborte, Lähmungserscheinungen
Equines Herpesvirus Typ 2 (EHV 2): Beteiligt an Augenentzündungen
Equines Herpesvirus Typ 3 (EHV 3): Bläschenausschlag an Genitalien
Equines Herpesvirus Typ 4 (EHV 4): Atemwegserkrankungen, Lähmungserscheinungen

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