Deutsches Vielseitigkeits-Team siegt im Nationenpreis, Klimke gewinnt zum dritten Mal

Der dritte Aachener Sieg für Ingrid Klimke! (Foto: Stefan Lafrentz)

(Aachen) Beim CHIO Aachen hat die deutsche Vielseitigkeitsmannschaft zum neunten Mal den Nationenpreis gewonnen, dazu konnte sich Ingrid Klimke (Münster) mit SAP Hale Bob OLD zum dritten Mal auch in der Einzelwertung in die Siegerliste eintragen.

Michael Jung (Horb) wurde mit fischerChipmunk FRH Zweiter, auf dem dritten Platz landete der Australier Christopher Burton mit Quality Purdey. „Es war spannend bis zum Schluss“, sagte Bundestrainer Hans Melzer. Zwar war die deutsche Mannschaft bereits als führende nach Dressur und Springen ins Gelände gestartet, allerdings lag das Feld von Beginn an eng beieinander. Überhaupt nur drei Reitern gelang es, den rund 3.900 Meter langen Kurs ohne Hindernisfehler und auch innerhalb der erlaubten Zeit zu bewältigen. Darunter Ingrid Klimke mit SAP Hale Bob, die sich damit den Sieg in der Einzelwertung sicherte. Vor allem am Anfang war sie schnell auf der Geländestrecke unterwegs und sparte damit Zeit für die schwierigen Aufgaben. „Immer wenn ich Bobby aufgenommen habe, hat er sich geschüttelt und gesagt, ich will schneller", schwärmte Klimke. "Er hat die Linie gesehen und ist gesprungen, egal ob er sich mal strecken musste oder etwas dicht kam. Er ist einfach eine Wucht." Für die Reitmeisterin ist es der dritte Aachen-Sieg bei 16 Starts, der zweite mit „Bobby“. „Jetzt wünsche ich mir einen Stern im Aachener Walk of Fame“, sagte sie lachend. Mit ihrer grandiosen Schlussrunde machte Klimke auch den Sieg des deutschen Teams perfekt.

Als Erster war Michael Jung (Horb) mit Star Connection für die Mannschaft ins Gelände gestartet und lediglich mit Zeitfehlern ins Ziel gekommen. Pech hatte dagegen Josefa Sommer (Immenhausen). Sie gab bereits kurz nach dem Start auf, da ihr Hamilton vorne links ein Hufeisen verloren hatte. „Ich habe noch gesehen, wie es an uns vorbei in die Zuschauer flog. Ich bin dann erst weitergeritten, aber schon in der ersten Kurve ist Hamilton richtig gerutscht. Und wusste ja, dass noch viele enge Wendungen kommen“, begründete Sommer ihre Entscheidung „Ich hätte wirklich gerne zum Teamergebnis beigetragen und bin sicher, dass wir den Kurs bewältigt hätten. Aber eben nicht mit drei Eisen.“

Andreas Dibowski lieferte danach mit FRH Corrida eine mannschaftsdienliche, sichere Runde ab, die allerdings Zeitstrafpunkte kostete. „Das Mannschaftsergebnis hatte Priorität“, sagte „Dibo“, der an der Hinderniskombination 21abc die längere Alternative wählte. Über die Hecke-Doppelecken-Kombination, der letzten Aufgabe vor der letzten Runde durch das Soerser Springstadion, war im Vorfeld viel diskutiert worden. „Im Nachhinein ärgere ich mich allerdings ein bisschen, dass ich nicht den geraden Weg genommen habe, denn Corrida war sehr rittig und hochkonzentriert und der längere Weg hat sicherlich sieben bis acht Sekunden gekostet.“ Am Ende wurde Dibowski Elfter in der Einzelwertung. 

In der Summe kam die deutsche Mannschaft auf 94,5 Minuspunkte, mit denen sie die Teams aus Neuseeland mit 102,7 Minuspunkten hinter sich ließ. Deren bester Reiter, Tim Price mit Wesko, hatte gute Aussichten auf einen Podiumsplatz gehabt, „verbummelte“ im Gelände aber zwölf Sekunden und wurde Vierter. Noch härter traf es die nach Dressur und Springen führende Britin Laura Collett. Sie riskierte alles und fiel mit einer Verweigerung an der Hinderniskombination 21 auf Platz 20 zurück. Damit verpasste auch ihre Mannschaft einen Platz in den Medaillenrängen: Großbritannien wurde 127 Minuspunkten Vierter hinter Australien (112,4). 

Glück und Pech für deutsche Einzelreiter 
Von den insgesamt 42 Paaren im CCIO3*-S kamen elf aus Deutschland. Dabei waren es einmal mehr die beiden Topreiter Ingrid Klimke und Michael Jung, die die Spitzenposition unter sich ausmachten. Mit seinem zweiten Pferd fischerChipmunk FRH, im Vorjahr noch Aachen-Sieger mit Julia Krajewski, war der dreifache Olympiasieger Klimke von Beginn an dicht auf den Fersen. Auch dieses Paar bewältige den von Rüdiger Schwarz gebauten Geländekurs komplett fehlerfrei und wurde damit Zweiter. „Chipmunk ist einfach eine Granate mit großer Qualität in allen drei Disziplinen“, sagte Jung. In den Top Ten beendete Kai Rüder (Blieschendorf) mit Colani Sunrise das CCIO3*-S Aachen. Das Paar war nach Dressur und Springen noch Fünfter, kassierte in der Geländeprüfung jedoch Zeitfehler. „Ich habe es nicht darauf angelegt, in die Zeit zu reiten. Meinem großen Pferd kommen das lange Prüfungsformat mehr entgegen, da gehört er hin. Das Ziel ist die Europameisterschaft in Luhmühlen, Aachen war dafür eine gute Vorbereitung", sagte er. Nicht ganz wie erwartet lief es für die übrigen fünf Einzelreiter. Neben dem Wasserhindernis, an dem Peter Thomsen (Lindewitt) mit Casino vorzeitig ausscheiden musste, bereitete insbesondere die Hecken-Kombination 15ab gleich mehrfach Probleme. Hier gab Dirk Schrade mit Unteam de la Cense nach zweimaliger Verweigerung auf; der frühere Aachen-Gewinner Frank Ostholt (Warendorf) mit dem erst neunjährigen selbstgezogenen Jum Jum (Platz 28) und Anna Siemer (Salzhausen) mit Butt’s Avondale (Platz 29) mussten jeweils 20 Strafpunkte für einen Vorbeiläufer in Kauf nehmen. „Jum Jum ist ein fantastisches Geländepferd, das immer auf die andere Seite will. Ich bin wohl einen Tick zu früh auf den Sprung abgewendet“, sagte Ostholt. „In einer Sekunde die falsche Entscheidung getroffen, das geht so schnell. Der Rest des Kurses war mega“, bestätigte auch Aachen-Debütantin Anna Siemer. Sandra Auffarth (Ganderkesee) musste sich mit Viamant du Matz gleich zwei Verweigerungen ankreiden lassen (Platz 32). Zu einem Fehler im Wasserhindernis kam ein Vorbeiläufer an 21c. „Man kann nicht sagen, dass alles schlecht war. Viamant du Matz will immer alles richtig machen und hat eine tolle Einstellung. Er muss sich eben noch entwickeln. Es lohnt sich auf jeden Fall, dranzubleiben", sagte die Weltmeisterin von 2014, die in Aachen ihren ehemaliges Erfolgspferd Opgun Louvo per Videobotschaft offiziell in den Ruhestand verabschiedete.

„Unsere Teamreiter waren toll. Der Kurs in Aachen ist immer sehr anspruchsvoll. Trotzdem waren Fehler der anderen etwas unerwartet .Aber so ist der Sport", kommentierte Bundestrainer Hans Melzer die Aachener Ergebnisse. "Und bis zu den Europameisterschaften ist ja noch etwas Zeit.“

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